Transpersonale Therapie

(Diese Beschreibung stammt zu einem großen Teil aus einem Vortrag von Dr. Sylvester Walch. Mehr davon auf der Web-Seite des Österreichischen Arbeitskreises für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie: http://www.transpersonal.at/ )

Das Sein und die Psyche des Menschen ist uns in den großen Fragen noch unerschlossen: Wann beginnt das Leben? Woher kommen wir, wohin gehen wir? Wie verhält es sich mit dem Schicksal? Was bedeutet der Tod für das menschliche Dasein? Existieren wir in irgendeiner Form weiter? Welchen Sinn haben Krisen, Kriege, schwere Krankheiten oder Katastrophen? Diese Fragen sind in uns.

Zumeist gehen sie in der Hektik des Alltags unter. Hin und wieder brechen sie auf, wenn wir eine schwere Krise durchleben oder Augenblicke des Glücks erfahren. Zum Beispiel, wenn wir uns ganz eins mit der Natur fühlen, still sitzend am Meeresstrand uns an einem Sonnenaufgang erfreuend, oder wenn wir Nachts zum Sternenhimmel aufschauen, innehalten und die Weite des Kosmos uns berührt, oder wenn wir eine tiefe Begegnung mit einem geliebten Menschen erleben dürfen.
Dann treten die alltäglichen Sorgen in den Hintergrund und wir fühlen uns gelassener und eingebettet in einen größeren Gesamtzusammenhang.

Diese existenzielle Stimmung, in der wir uns durchlässig und außergewöhnlich offen erleben, ergreift uns auch manchmal während und nach intensiven therapeutischen Sitzungen.

Wobei der Therapeut nicht der Schöpfer des Prozesses ist, sondern sein Assistent. Seine Aufgabe ist, dem Prozess nicht im Wege zustehen.
Wohl können wir durch unsere Erfahrungen die Segel in die eine oder andere Richtung stellen, der Wind kommt jedoch woanders her. Die dritte Kraft im Bunde ist es, die Heilung ermöglicht. Als Therapeuten sind wir Katalysatoren und Medien. Unsere Aufgabe ist es, den Heilungsenergien Raum zu geben und sie für den dialogischen Prozess aufzubereiten. Therapie kommt vom Griechischen „therapeia“ und heißt soviel wie: den Dienst der Götter tun, dienen und heilen.

Die „Transpersonale Psychotherapie“ setzt auf diese umfassende Kraft, die über die Persönlichkeit hinausgeht. Damit werden wir darauf verwiesen, dass, wer und was wir sind, nicht auf die Persönlichkeit beschränkt ist und dass wir dann, wenn wir uns nur mit dem Körper, dem Ich, der Persönlichkeit oder Rollen identifizieren, eine beschränkte, zu enge Auffassung von uns selbst haben.“ (Vaughan,1986, S.34).

Die Transpersonale Psychologie geht davon aus, dass die Grenzen zwischen „Mein und Dein“, die Grenzen der „linearen Zeit“, der „Dreidimensionalität“, der „Logik“ und der „individuellen Biographie“ nicht absolut sind. Das Bewusstsein ist in der Lage, sie zu transzendieren.

Für Grof (Grof, 1987, S. 64), einen Mitbegründer der Internationalen Transpersonalen Gesellschaft bedeutet „transpersonal“ die „erlebnismäßige Ausdehnung oder Erweiterung des Bewusstseins über die gewöhnlichen Grenzen des Körper-Ich sowie über die Beschränkungen von Raum und Zeit“.

Mit transpersonal kann aber auch die Wertschätzung der spirituellen Seite der Psyche in Verbindung gebracht werden. Die transpersonale Psychologie bezieht in ihr Ideengut die Erfahrungen und das alte Wissen der spirituellen Traditionen mit ein, wobei sich diese Art der Religiosität nicht auf dogmatische Lehrgebäude stützt, sondern auf die innere Beziehung und persönliche Erfahrung.

Historisch wurde der Begriff transpersonal von transhumanistisch abgeleitet. Transhumanistisch – damit beschrieb Maslow (1984) die Motive weit entwickelter Menschen, deren Handeln mehr auf das Gesamtwohl der Menschheit gerichtet ist, als auf persönliche Bedürfnisbefriedigung. Mutter Teresa, Gandhi und spirituelle Meister wären Beispiele dafür. Maslow entdeckte auch, dass selbstverwirklichte Menschen von Gipfelerfahrungen (peak experiences) berichteten, in denen sie spontane ekstatische Bewusstseinszustände und Gefühle der Einheit erlebten, die jenen mystischen Erfahrungen ähnlich sind, über die zu allen Zeiten und in allen Kulturen immer wieder ausführlich berichtet wurde. Die entsprechenden Erklärungen und Landkarten des Bewusstseins hierfür wurden zunächst im Osten gefunden, deshalb wendeten sich Ende der 60er Jahre viele transpersonale Forscher den spirituellen Richtungen des Ostens zu (vgl. Roger Walsh, 1995).

Damit war auch klar: Veränderte Bewusstseinszustände sind nicht pathologisch sondern unterstützen unsere Gesundheit, was unter anderem schamanistische Kulturen schon lange wissen.

Nach Wilber ist die Erfahrung des transpersonalen Raumes („Eintauchen in die transpersonalen Bänder“) erst möglich, wenn die Grenzen des Innen und Außen keine festen Größen mehr darstellen. Anstelle der Person tritt dann der überindividuelle Zeuge als Erfahrender: „…der Zeuge beobachtet den Strom der Ereignisse innerhalb und außerhalb des Geist-Körpers auf schöpferische distanzierte Weise, da er weder mit dem Inneren noch mit dem Äußeren ausschließlich identifiziert ist.“ (Wilber, 1985, S. 94)

(Vortragausschnitt: Sylvester Walch auf dem 1. Psychotherapie- Weltkongress in Wien, 1996)

In der Praxis nun werden durch die aus dem holotropen Atmen entwickelten Transpersonalen Atemarbeit durch lange dauernde Hyperventilation in einer geschützten und entspannten Atmosphäre begleitet von speziell ausgewählter Musik Dimensionen existenzieller menschlicher Tiefenerfahrung in veränderten Bewusstseinszuständen möglich.

TRANSPERSONAL beinhaltet das Personale und geht darüber hinaus. So können in diesem Prozess offene lebensgeschichtliche Ereignisse vergegenwärtigt und integriert, aber auch Erfahrungen dem Erleben zugänglich werden, die die üblichen Grenzen unseres Raum – Zeitgefüges und unseres Alltagsbewusstseins über- schreiten. Das sinnliche Erleben und die Integration solcher Erfahrungen ermöglichen uns ein immer tieferes Verständnis der Sinnhaftigkeit Unserer- und aller Existenz im Sinne der Frage:

„Wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich.“

Malen, Meditation, integrative Gestalttherapie und Körperarbeit helfen, die Erfahrungen aufzuarbeiten und zu vervollständigen.

Kontraindikationen:

Schwangerschaft, Vorliegen von Herz- Kreislauferkrankungen, Glaukom u. Epilepsie. Bei gesundheitlichen- und größeren psychischen Problemen ist eine Anmeldung zu Einzelsitzungen bzw. Gruppen in Transpersonaler Atemarbeit erst nach ausführlicher Rücksprache mit dem Therapeuten möglich!